Lieber Harald, wie hast du das 25-Jahre-Fest am 9. September erlebt?
Es war bei herrlichem Wetter ein fröhliches Miteinander von uns Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit „unseren“ Familien und jenen Menschen, die das Engagement um den Sterntalerhof vereint – so unterschiedlich sie sind. Wir wollten kein Vergnügungsprogramm bieten, sondern Impulse setzen, um in die Begegnung zu kommen – mit einem Konzert, mit Darbietungen, mit Angeboten für die Kinder oder der Segnung unseres Sternenhauses. Wir wollten zeigen: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Alle bringen sich ein – das macht es möglich, dass seit so vielen Jahren Familien Woche um Woche begleitet werden können. Wenn uns das gelungen ist – bin ich zufrieden.
Du führst den Sterntalerhof seit 2006.Was hat dich damals bewogen?
Ich habe Peter Kai und Regina Heimhilcher vor zwei Jahrzehnten kennengelernt und sie zunächst ehrenamtlich unterstützt, bevor ich 2006 auf Ihre Bitte hin die organisatorischen Belange übernehmen durfte. Das Ziel war, ein professionelles interdisziplinäres Team aufzubauen, getragen von einem zivilgesellschaftlichen Netzwerk. Wenn man so will, ging es darum, die Last auf mehrere Schultern zu verteilen.
Wenn du heute zurückblickst – Wie fühlst du dich?
Ehrlich gesagt – manchmal ist es gut, wenn man im Vorhinein nicht weiß, wie beschwerlich ein Weg wird. Gleichzeitig bin ich tief beeindruckt von dem, was wir gemeinsam geschaffen haben. In den ersten Jahren war es eine enorme Herausforderung, den Basisbetrieb überhaupt aufrechtzuerhalten und gleichzeitig im organisatorischen wie fachlichen Bereich seriöse Strukturen zu etablieren. Vor diesem Hintergrund dürfen wir auch ein bisschen stolz sein, dass wir in all diesen Jahren tausende Menschen begleitet haben, in zig tausenden Therapieeinheiten.
Wie hat sich die Wahrnehmung in der Gesellschaft verändert?
Es gibt ein wachsendes Verständnis dafür, dass wir uns immer um die ganze Familie kümmern. Wo ein krankes Kind früher allein im Spital sein musste, ist es heute eine Selbstverständlichkeit, dass es von einem Familienmitglied begleitet wird. Unser Hospizarzt sagt: Wenn ein Kind erkrankt, erkrankt die ganze Familie. Jahrelang wurde hinterfragt, warum wir auch die gesunden Familienmitglieder in unsere ganzheitliche Betreuung aufnehmen. Mittlerweile ist die Skepsis, vor allem auch in Fachkreisen, der Selbstverständlichkeit gewichen, dass dieser konsequente familienorientierte Zugang entscheidend für den Therapieerfolg ist. Eine schöne Anerkennung nach all den Jahren, auch wenn es uns aufgrund der Rückmeldungen der Familien immer klar war!
Von all dem, was erreicht wurde – worauf bist du besonders stolz?
Auf zwei Dinge: Zum einen, dass es uns gelungen ist, ein kompetentes, stabiles, interdisziplinäres Team der Lebensbegleitung aufzubauen. Dieses Team wird heute von Mag. Christina Holper geleitet – mit tiefem Fachwissen und einem hohen Grad an Empathie. Und zum zweiten auf das dichte Netzwerk an Menschen, die sich in ganz unterschiedlicher Art und Weise einbringen – unsere „Sterntaler-Familie“.
Gibt’s Momente die dich besonders bewegt haben, die dir im Kopf geblieben sind?
Ja klar. Es war Anfang eines Jahres, im Winter, in der Kälte eile ich zum Parkplatz. Dort hält mich eine Mutter auf und bedankt sich, mit Tränen in den Augen. Sie bedankt sich, dass sie hier sein kann, dass diese Form der Begleitung für ihre Familie möglich ist – und das, obwohl ich sie noch gar nicht persönlich kannte. Es berührt mich, wenn ich diese Unmittelbarkeit spüre, die wir am Sterntalerhof leben. Dieses Bild ist mir im Gedächtnis geblieben – und da ich relativ oft zum Parkplatz eile, poppt es immer wieder auf – es ist mir Auftrag und Kraftquelle zugleich, diese unsere Mission bestmöglich aufrechtzuerhalten und weiterzuentwickeln.
Und in Zukunft? Wo siehst du den Sterntalerhof in 25 Jahren?
Ich sehe ihn weiterhin als jene Oase, die er heute ist – ein Ort, wo Zuversicht keimen kann. Wir verwehren uns ganz bewusst einer herkömmlichen Expansionsstrategie. Es geht nicht um „schneller, höher, weiter“ – ganz im Gegenteil. Es gilt, die bestehende Infrastruktur, diesen geschützten Raum der intimen Begegnung und sicheren Begleitung, Woche für Woche zu gewährleisten – und gleichzeitig einen Puzzlestein nach dem anderen stimmig hinzuzufügen. Oder anders gesagt: Es möge alles so bleiben wie es ist – solange es sich verändern darf.