Alle Hände voll am tun

Zum Jubiläum stellt sich der Sterntalerhof neuen Herausfordungen: ein Gespräch mit Geschäftsführer Mag. Harald Jankovits.

© Sterntalerhof

Der Sterntalerhof schenkt Kindern ein Heute, deren Morgen in den Sternen steht. Seit 15 Jahren. Geschäftsführer Mag. Harald Jankovits steht auf einer Wiese unweit der großen Therapie-Reithalle und blickt sich um. Ein Jubiläum ist ein guter Anlass für ein Resümee. In der großzügigen Anlage, die er hier in den letzten Jahren aufgebaut hat, arbeitet heute ein interdisziplinäres Team aus 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, betreute hier im vergangenen Jahr allein stationär 119 Kinder mit ihren Familien – in insgesamt 83 gut organisierten Familienwochen.

Stationäre Betreuung – sie ist das Herzstück am Sterntalerhof, der Ursprung von Peter Kais Vision einer Begleitung von Familien mit schwer-, chronisch und sterbenskranken Kindern – eine Vision, die hier in die Tat umgesetzt wurde. Zur stationären Betreuung gehört die Lebensbegleitung ebenso wie die Sterbe- und die Trauerbegleitung: Der Sterntalerhof bildet dabei den intimen und sicheren Rahmen, den betroffene Familien so dringend benötigen, der es möglich macht, die Familie als Ganzes zu begleiten, individuell und natürlich. „Unsere Arbeit beginnt ab der Diagnose eines Kindes, richtet sich immer an die gesamte Familie und reicht bis über den Tod des Kindes hinaus.“ Auch integrative Trauerbegleitung ist daher ein wichtiger Teil der Hospizarbeit – neben mehreren Seelsorgern verfügt das Team mit Claudia Ritter über eine professionell ausgebildete Trauertherapeutin.

„Wir haben Erfahrungen gemacht, uns Fehler erlaubt, an uns selbst gearbeitet und unser Angebot nach Kräften spezialisiert“, blickt Harald auf intensive Jahre zurück. Ein Beispiel hierfür ist die Geschwisterwoche, die zweimal am Jahr am Sterntalerhof stattfindet: „In dieser bewussten Ausnahme vom ganzheitlichen Familienbetreuungskonzept schaffen wir einen kleinen aber wichtigen Zeitraum, der ausschließlich den Geschwistern schwer kranker oder verstorbener Kinder gehört!“

Darüber hinaus weitete der Sterntalerhof sein Tätigkeitsfeld aber auch auf die ambulante Begleitung Betroffener aus. Einzeln oder in Gruppen können Kinder und Familien aus dem Umland Angebote wahrnehmen, die sich vom therapeutischen Reiten bis hin zur Kunst- und Musiktherapie erstrecken. Das Projekt „verwaiste Familien“ begleitet Familien mit Kindern aus der Region, in denen ein Elternteil oder ein Kind verstorben ist. „Auch hier kommt ambulant unser ganzes Know-How zur Geltung: therapeutisch, pädagogisch und psychologisch.“

Auf zu neuen Horizonten

Jedes Resümee ist für das Team aber immer auch Anlass, weiter zu denken. So ist nun auch die mobile Versorgung ein neuer Aspekt der Arbeit am Sterntalerhof: „Wir müssen sicherstellen, dass die Familie auch zuhause gut weiterbetreut ist.“ formuliert Harald das Ziel. Erste Maßnahmen dazu sind bereits gesetzt: Noch bevor eine Familie vom Sterntalerhof nach Hause zurückkehrt, organisiert Diplom-Sozialarbeiterin Barbara Mayer-Schulz ihren künftigen Versorgungsbedarf. Das können Behördengänge sein, Anträge oder Telefonate, die zu führen sind.

Parallel zu dieser organisatorischen Arbeit baute und baut der Sterntalerhof ein österreichweites Partner-Netzwerk auf. „Wir brauchen Menschen im ganzen Land,“ so Harald weiter „Therapeuten, soziale Dienste, Kinderhospiz-Begleiter, haupt- wie ehrenamtlich – Menschen, auf die wir uns verlassen können.“ Menschen, die von unserer Sozialarbeiterin in der Wohnregion der Familien koordiniert werden. Und Menschen, die das hohe Niveau der am Sterntalerhof stattfindenden Betreuung von betroffenen Familien verinnerlicht haben. Um dies möglich zu machen, arbeitet der Sterntalerhof an einem Weiterbildungskurs zum Thema „Ganzheitliche Kinderhospiz-Arbeit“, der sich einerseits an das ständig wachsende Partner-Netzwerk, aber auch an andere Berufsgruppen wendet, die mit betroffenen Kindern und ihren Familien in Kontakt kommen können.

„Der nächste große Schritt ist der Aufbau Regionaler Koordinatoren: Diplom-SozialarbeiterInnen in ganz Österreich, die vor Ort für ‚unsere‘ Familien tätig sind.“ Erste Gespräche sind absolviert, die Umsetzung beginnt im Herbst. „Wie viele regionale Koordinatoren wir uns leisten können, hängt von unserem Budget ab. Aber ich bin optimistisch, dass wir auch das gemeinsam schaffen. Der Sterntalerhof selbst wird immer das Herz am Sterntalerhof bleiben“, sagt Harald resümierend und meint damit das zentrale Element der stationären Betreuung. „Zuguterletzt müssen unsere Flügel aber bis ins Zuhause unserer Familien reichen.“

Ja, ein Jubiläum ist ein guter Anlass für ein Resümee. „Dennoch bleibt viel für uns zu tun!“ Harald lächelt entschlossen: „Und es wird immer mehr!“

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