Das Leben ist ein Fluss

Und manchmal ist es wie die Lafnitz. Ein Gastbeitrag von Brigitte Huber, Reise/Natur-Bloggerin.

Die Lafnitz (ung. Lapincs, slow. Lapinč), ein 114 Kilometer langer, linker Nebenfluss der Raab – nahe des Sterntalerhofs begeistert sie als Artenparadies mit naturnahem Charakter.
© Sterntalerhof, Stephan Zwiauer

Für die einen mag das Leben wie ein rauschender Fluss sein: Pläne werden geschmiedet, Ziele verfolgt, und in einer dynamischen Bewegung fließt es leicht und unbemerkt in die richtige Richtung.

Für manch andere birgt der Fluss des Lebens jedoch unerwartete Wendungen: Wo gerade noch Struktur und Alltag die Reise bestimmten, folgt ganz plötzlich eine abrupte Kursänderung. Von heute auf morgen ist auf einmal unklar, wohin – und vor allem wie – der Weg weiterführen soll.

Vielleicht kein Zufall, dass sich gerade hinter dem Sterntalerhof die Lafnitzauen verbergen. Eines jener seltenen Naturparadiese, in denen der Flusslauf nie in ein straffes Korsett gezwängt wurde – und sich nach jeder Windung von Neuem orientieren muss. Die Lafnitz findet ihren Weg, immer wieder.

Ein Paradies für Flora und Fauna: Die Lafnitzauen | © Sterntalerhof, Stephan Zwiauer

Ein Paradies für Flora und Fauna: Die Lafnitzauen | © Sterntalerhof, Stephan Zwiauer

Unberührtes Naturparadies: ein Zufluchtsort nicht nur für Flora und Fauna

Die Lafnitz ist ein Fluss-Eldorado, das sich zwischen dem Sterntalerhof und der angrenzenden Steiermark verbirgt. Die einstige Grenze zu Ungarn – eine der ältesten Europas – wurde als Grenzfluss nie reguliert und durfte sich ohne größere Einschnitte in ihrem natürlichen Lauf frei entfalten. In ihrem oberen Mittellauf bei Loipersdorf-Kitzladen mäandert die Lafnitz heute naturbelassen vor sich hin, das idyllische Natura 2000 Schutzgebiet bietet Lebensraum für seltene Flora und Fauna, die in anderen Flussgebieten längst verschwunden ist.

Ein Streifzug an die Lafnitz führt an den Rand des Augebiets. Schmetterlinge und Libellen begleiten den Weg, Vögel zwitschern, Bienen summen und beständig brummt auch die Südautobahn aus dem Off – ja, das Leben geht weiter und muss auch weitergehen – doch an der Lafnitz darf zumindest für einen Moment innegehalten werden.

Doch zuerst muss einmal ein Zugang zur Lafnitz gefunden werden. Der naturnahe Fluss versteckt sich hinter einer üppigen Schutzwand aus Auwald und Brennnesseln und möchte sein Inneres nicht auf den ersten Blick offenbaren. Dafür öffnet sich die Welt rundherum – und scheint für einen Augenblick still zu stehen, wenn es mitten im Sommer zu schneien scheint und weiße Wollpünktchen in ganzen Schwärmen von den Pappeln hinunterregnen. Ein kurzer Moment des Zaubers in einer überlebensgroßen Schneekugel.

Und dann, ganz unerwartet, tut sich im grünen Dickicht aus Bruchweiden und Grauerlen wirklich ein Platz auf, an dem man sich neben der Lafnitz niederlassen darf. Nur wenige Einstiege zum Fluss finden sich in dieser lose besiedelten Region, kein Trubel stört in diesem Paradies für Eisvogel, Fischotter und Biber, die Badeplätze hat man oft für sich. Einzelne Baumstämme haben sich bereits vor Jahren über den Fluss gelegt, es scheint, als wären die Uferanbrüche und Sandbänke an der Lafnitz noch nie von Menschenhand berührt worden.

Kein Bademekka, sondern ein idyllisches Naturparadies, an dem man gut zur Ruhe kommen kann. Alles ist im Fluss – so wie auch das Leben fließt und sich für seinen weiteren Weg bereits entschieden hat, ohne sich von außen kontrollieren und steuern zu lassen.

Die Lafnitz bahnt sich ungezähmt ihren Weg. Jeden Tag aufs neue, mal ruhig, mal wild – wie der Fluss des Lebens. | © Sterntalerhof, Stephan Zwiauer

Die Lafnitz bahnt sich ungezähmt ihren Weg. Jeden Tag aufs neue, mal ruhig, mal wild – wie der Fluss des Lebens. | © Sterntalerhof, Stephan Zwiauer

Einfach sein lassen, was ist

Womöglich ist es gerade deswegen so schön hier an der Lafnitz. Weil sie nichts aufdrängt, aber viel anbietet. Zum Beispiel in den Auen zu spazieren – wenn gerade keine Worte Trost spenden können. Oder im erfrischenden Wasser zu baden – wenn Momente der Lebensfreude für einen Augenblick die anderen Themen verdrängen. Oder einfach nur, um sich zurückzuerinnern, wenn beides nicht mehr geht.

Die Lage unseres Sternenhauses zur Sterbe- und Trauerbegleitung haben wir deshalb auch ganz bewusst direkt am Waldrand gewählt. Beim Blick aus dem Wintergarten können unsere Familien noch einmal die Momente, die sie in den Lafnitzauen verbringen durften, Revue passieren lassen. Und sich von denen verabschieden, die wie die Lafnitz ihren Weg alleine weitergehen müssen – aber trotzdem nicht alleine sind, weil sie für immer im Herzen getragen werden.

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