"Frank probier's doch"

Frank Hoffmann ist Schauspiellegende, Intendant des Güssinger Kultursommers und – Sterntaler. Wir haben ihn zum Gespräch getroffen.

© Roland Schuller

Sie pendeln zwischen Pressbaum und Güssing. Wo sind Sie lieber?
Ehrlich gesagt bin ich lieber im Südburgenland. Das dürfen Sie aber meiner Frau nicht verraten (lacht). Ich bin in einer ländlichen Gegend in der Nähe von Dresden aufgewachsen, vielleicht zieht es mich daher immer aufs Land. Pressbaum ist schön, liegt aber im Tal. In Güssing bin ich am Hügel und kann die Erdkrümmung sehen – das ist mir lieber!

War es der Kultursommer, der Frank Hoffmann nach Güssing geholt hat – oder Frank Hoffmann, der den Kultursommer nach Güssing geholt hat?
Nach Güssing gebracht hat mich der Zufall. Als ich einmal in Kobersdorf inszeniert habe, wurde ich von einer Familie angesprochen, ob ich das nicht in Güssing auch machen könnte. Die Idee hat mich nicht losgelassen und ich dachte mir „Frank, probier‘s doch“. Und weil ich mit der „Frank, probier‘s doch“-Strategie im Leben oft erfolgreich war und von vielen Güssingern noch bestärkt wurde – habe ich es 1999 schließlich „probiert“.

Auf welche Kultursommer-Highlights blicken Sie besonders gern zurück?
Das ist leicht – das waren Der Brandner Kaspar, Das Ewig‘ Leben, der Jedermann und letztes Jahr Pension Schöller. Diese Werke hat uns das Publikum auch mit zahlreichem Besuch gedankt (lächelt).

Was erwartet Kulturbegeisterte dieses Jahr?
Dieses Jahr werden wir das Werk Weekend im Paradies erarbeiten. Vom Titel mag man vermuten, es sei eine TV-Romanze nach Rosamunde Pilcher – das ist es aber ganz und gar nicht. Vielmehr erwartet uns eine herrliche Komödie, die mit Scheinheiligkeit, Korruption und Karrieresucht spielt – am Beispiel eines Ministeriums-Beamten.

Beim Benefizabend für den Sterntalerhof haben Sie Heiteres von Erich Fried gelesen, auch in „Liebe und so weiter“ kam er vor. Was begeistert Sie an Erich Fried?
Wie lange haben Sie Zeit? (lacht) Erich Fried spricht in destillierter Form all das aus, was ich gedacht habe oder woran ich gedacht hätte, wenn es mir als Problem gegenwärtig geworden wäre, alles, was an ungeordneten Gedanken in mir herumschwirrt, in sehr wohlgeformter Sprache, nebenbei bemerkt. Ich fühle mich – ohne mich größer machen zu wollen als ich bin – Erich Fried sehr verbunden. Dabei bin ich nur durch Zufall auf ihn gestoßen: Vor vielen Jahren hat mich die Kanzlei des damaligen Bundespräsidenten Klestil gefragt, ob ich bei einem Benefiz an der Seite von Joe Zawinul etwas lesen möchte. Was ich lese, überlasse der Herr Bundespräsident mir. Da habe ich mich an eine Lesung von Erich-Fried-Gedichten erinnert die ich in der Sendung „Du Holde Kunst“ im ORF gelesen habe. Eines davon, nämlich das Gedicht „Erfolg“ wurde später das Lieblingsgedicht von Joe Zawinul und Thomas Klestil.

Wie haben Sie an den Sterntalerhof gefunden?
Über Hans Konvicka. Er hat mich eines Tages gefragt, ob ich an einem Abend zu Gunsten des Sterntalerhofs teilnehmen möchte. Mehr musste er nicht sagen – ich habe sofort zugesagt.

Was bedeutet der Sterntalerhof für Sie?
In zwei Worten: Empathie und Gesellschaft. Ich glaube, dass die Sehnsucht nach Gemeinschaft, nach Austausch, nach menschlichem Kontakt in einer zunehmend anonymisierten Welt, immer wichtiger wird. Und dafür ist der Sterntalerhof nahezu ein Denkmal.

Es gibt ja auch Frank Hoffmann, den Cineasten. Wie oft gehen Sie ins Kino?
Viel zu selten, in Güssing gibt es leider kein Kino mehr. Ich möchte mir bald „Die Verlegerin“ mit Meryl Streep ansehen – aber ich weiß nicht, wann ich dazu komme.

Welchen Film empfehlen Sie unseren Lesern?
„Sein oder nicht sein“ von Ernst Lubitsch halte ich für einen der besten Filme aller Zeiten. Aber bitte sehen Sie sich das Original aus dem Jahr 1942 an, mit Carole Lombard und Jack Benny. Mehr verrate ich nicht.

Als Kunstschaffender mit viel Lebenserfahrung – was würden Sie als Ihren größten Erfolg bezeichnen?
(denkt lange nach) Meine Tochter und meine Enkel.

Wie verarbeiten Sie schwierige Momente?
Ich habe früher unter Depressionen gelitten. Am Ende hat mir eine Idee geholfen, ein Konzept, das ich auch auf andere missliche Situationen anwenden kann: „Die Welle, die dich ins Tal getragen hat, trägt dich auf der anderen Seite aus dem Tal wieder heraus.“ Für mich ist das nicht nur ein physikalisch belegtes Phänomen, sondern es trifft auch auf meine Gemütszustände zu, solange ich nicht zu tief hineingerate. Schwierig ist nur, entsprechendes Vertrauen zu haben – und dieses Vertrauen kann nur aus Erfahrung kommen.
Sie haben einmal gesagt, dass „Zufriedenheit damit zu tun hat, dass man sich nicht mehr wünscht als das, was erfüllbar ist.“

Was wünscht sich Frank Hoffmann heute?
Gesundheit. Ich werde dieses Jahr 80 und nachdem meine Frau an Krebs erkrankt ist und ich miterlebe, was diese Krankheit einem Menschen abverlangt – wünsche ich mir nichts mehr, als gesund zu bleiben!

Sie wollen helfen?

Unterstützen Sie unsere Arbeit

Ich möchte helfen

Weitere Geschichten aus dem Ressort

"streifzüge"

Der Sterntaler im Abo

Gerne senden wir Ihnen den Sterntaler kostenlos zu

jetzt bestellen